Schmugglerfahrten im Malaiischen Archipel by Ferdinand Emmerich

Schmugglerfahrten im Malaiischen Archipel by Ferdinand Emmerich

Autor:Ferdinand Emmerich [Emmerich, Ferdinand]
Die sprache: eng
Format: epub
Tags: Action & Adventure
Herausgeber: MOST Publishing


Der Malaie erschien erst nach Stunden wieder auf Deck. Auf Befragen schüttelte er bedenklich den Kopf und sagte mit einem Ernste, den ich sonst nicht an ihm gewohnt war:

»Wir müssen den Kapitän an Land bringen. Wenigstens muß ein Arzt einen richtigen Verband anlegen. Mir fehlt hier eben alles, da wir ja unser Wohnschiff so plötzlich verlassen mußten. Wenn wir im Laufe des Tages keinen Dampfer treffen, der uns ärztliche Hilfe leihen will, segeln wir mit Einbruch der Nacht nach Celebes hinüber. Dort, unter Kap Temoel, finden wir Freunde.«

Am nächsten Mittag sichteten wir das Kap, liefen aber nicht in die Bai ein, sondern gingen an einem dicht bewachsenen Eilande, das sechs bis sieben Seemeilen vom Festlande liegt, vor Anker. Der Malaie ließ das Boot zu Wasser und ruderte ganz allein auf den hellweißen Strand zu, wo er in einem Einschnitt verschwand. Inzwischen schritt ich mit dem Chinesen auf Deck auf und ab und -- machte Fluchtpläne. Die gefährliche Verwundung des Kapitäns sollte den Vorwand zu einem Ausfluge an Land bilden. In der nicht sehr weit von unserm Ankerplatz gelegenen Stadt Sirendja war ich nicht bekannt und konnte, als Weißer, auch keinen Verdacht erwecken. Meine eigenen Papiere wiesen mich den holländischen Behörden gegenüber aus, und mein Begleiter, eben jener zweite Steuermann, trat als Seemann, der auf der englischen Dschunke Steuermannsdienste tat, auf. Wir verabredeten auch noch, um den Kapitän nicht ohne jede Hilfe zu lassen, einen eingeborenen Fischer mit dem durch mich zu unterrichtenden Ärzte an Bord der Dschunke zu senden. Wir selbst aber würden jede Verbindung mit den Schmugglern abbrechen. -- Dieser Plan schien auch insoweit vom Glück befürwortet zu werden, als mich der Kapitän in eben dem Moment zu sich bitten ließ und mich ersuchte -- gerade als ob er Ohrenzeuge unserer Unterredung gewesen wäre -- an Land zu fahren, und alles aufzubieten, einen Wundarzt zu einem Besuche auf der Dschunke zu veranlassen. Er zahle jedes geforderte Honorar.

Natürlich willigte ich sofort ein. Ich fragte auch gleichzeitig, ob mich der zweite Steuermann begleiten dürfe, da er, außer dem Ersten, der einzige an Bord sei, der holländisch verstände. Auch dazu gab der Kapitän seine Zustimmung. Er ließ sich den Chinesen in die Kajüte kommen und gab ihm genaue nautische Anweisungen für den Fall, daß uns die Nacht bei unserer Rückkehr überrasche.

Wir schwammen in Glück. Die Freude über unsere Befreiung aus der Sklaverei der Schmuggler war so groß, daß sie notgedrungen -- ins Gegenteil umschlagen mußte. -- Das Boot fehlte! In unserm Taumel hatten wir ganz vergessen, daß der Malaie es zu seinem Ausflug auf die Insel benutzt hatte. Ein zweites stand uns nicht zur Verfügung, und weit und breit zeigte sich auch kein Segel, das uns hinüber an die jetzt mit erhöhter Sehnsucht betrachtete Küste hätte bringen können. -- Der Chinese erbot sich, dem Kapitän darüber Bericht zu erstatten, als ob dieser ein Boot hätte herbeizaubern können. Tschung-Li bekam vielmehr einen seiner Zornesanfälle, die den zweiten Steuermann eilig aus seinem Bereiche entfernten. -- Ich selbst wagte, als letztes verzweifeltes Mittel, dem tobenden Kapitän vorzuschlagen, gleich mit der Dschunke in die Bai einzufahren.



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